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Protest: Editorial

Die letzte gedruckte Ausgabe des Bulletins, dem Korrespondenzblatt der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, stand 2019 ganz im Zeichen des Protests. Das Redaktionsteam schrieb damals: «Die 2010er-Jahre gehen bald zu Ende. In der Rückschau werden sie möglicherweise als ein Jahrzehnt des weltweiten Protests in Erinnerung behalten werden.»

Wenige Monate später brach die Covid-19-Pandemie aus. Keine Gesellschaft dieser Welt blieb von den Auswirkungen dieser Pandemie verschont. Und zwei Jahre später – das gedruckte Bulletin wurde mittlerweile eingestellt und der Übergang in die multimediale, digitale Form des Online-Publizierens eingeläutet – werden wir in unserem Alltag nach wie vor mit den Auswirkungen dieser weltweiten Krise konfrontiert. Schutzmassnahmen und ihre Aushandlungsprozesse, Unsicherheiten und Konfrontationen mit Isolationspraktiken begleiten uns in unserem alltäglichen Leben auf Schritt und Tritt.

Das Jahrzehnt des Protests scheint keinesfalls abgeschlossen zu sein.

Das Jahrzehnt des Protests scheint keinesfalls abgeschlossen zu sein, es hat geradezu einen weiteren Höhepunkt erreicht. Zu aktiven Protestbewegungen und Formen des Widerstands wie Fridays for Future, Black Lives Matter oder den Feministischen Streikbewegungen kamen mit fortschreitenden Lockdown-Entwicklungen neue Bewegungen hinzu. Massnahmen-Kritiker:innen trafen auf Anhänger:innen von Verschwörungstheorien und Vertreter:innen aus rechtsextremen Kreisen. Das Mobilisierungs- und Protestpotential, welches von Corona ausgeht, scheint endlos zu sein.D

Wir widmen uns daher gleich nochmals dem Protest und küren ihn zu einem unserer ersten Themenschwerpunkte. Drei Artikel aus dem gedruckten Protest-Bulletin von 2019 haben wir zu diesem Zweck erneut hervorgeholt und von den Autor:innen aktualisieren und neu verorten lassen. Sie werden den Online-Themenschwerpunkt eröffnen. Weitere Beiträge, die in den kommenden Monaten erscheinen, be- und hinterfragen, wie sich bisherige und neue Formen des Protests in einem Gesellschafts- und Alltagsleben geprägt von Sicherheitsabständen, Hygieneregeln, Versammlungsverboten und Online-Meetings artikulieren.