
caring
Windeln wechseln, Patient:innen pflegen, Katzen füttern, Freund:innen trösten, Altglas entsorgen, Abendessen kochen, Arbeitskolleg:innen unterstützen oder sich ehrenamtlich engagieren. Care oder Fürsorge findet überall statt, auch abseits vom privaten Haushalt oder von professionellen Pflegeeinrichtungen. Wir sind von ihr umgeben und mit ihr verstrickt – teils als freudiges Tun, teils als kräftezehrende Belastung.
Eine mögliche Definition, die diese Breite und Alltäglichkeit von Care aufzeigt, formulierten Joan Tronto und Berenice Fisher 1990. Für sie ist Care: «everything that we do to maintain, continue and repair ‹our world› so that we can live in it as well as possible.»[i]
Es handelt sich also immer um ein sorgendes Tun – pflegen, instandhalten, reparieren, etc. – also um caring. Dieses Tun geschieht fortlaufend zwischen Menschen, Dingen, Tieren und unserer Umwelt. Um gut zusammenzuleben braucht es Care - als Haltung und Praxis. Care erscheint somit einerseits als Symbol und Versprechen für eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft, die die Bedürfnisse aller ernst nimmt. In caring kann transformatives Potential stecken.
Gleichzeitig ist Care-Arbeit aber auch eine ungleich verteilte Last und nicht jede Form des Sorgens hat für alle Beteiligten gleichermaßen positive Effekte. Caring ist aufs Engste mit der Frage verwoben, wer für wen sorgt und unter welchen Bedingungen dies geschieht. Care-Arbeit liegt nach wie vor überwiegend in den Händen von Frauen, migrantischen und queeren Personen – und das alles meist noch unbezahlt, unsichtbar und geringgeschätzt. Caring ist deshalb ein politischer Begriff und ein feministisches Anliegen.
Da caring so vieles bedeuten kann, lässt es sich am besten anhand von konkreten Praktiken und Kontexten betrachten. Dieser Schwerpunkt widmet sich einigen von diesen. Von sorgsamer Landwirtschaft über Selbstfürsorge bei Demenzerkrankten bis hin zum achtsamen Umgang in Interviewsituationen.